Hemdsärmelig? – Die offene Hemdmanschette

Schmuck ist in der Welt der männlichen Mode ein heikles Thema, welches selten überhaupt auch nur Erwähnung findet. Dabei gehen die Möglichkeiten hier weit über die einfache Uhr hinaus.

Denn ein klassisches Modedetail ist durch die fortschreitende Banalisierung der männlichen Mode seit den späten Sechziger Jahren fast in Vergessenheit geraten: Die offene Manschette.
Ihre Hochphase hatte die offene Manschette in den Fünfziger und Sechziger Jahren, bis sie mit Aufkommen der Butten-Down- und Musterhemden in ihre lange Dunkelphase eintrat. Lediglich in der Abendgarderobe kam sie gelegentlich noch zum Einsatz. In den Neunziger Jahren, einer Zeit, als es beinahe verpönt war, sich als Mann überhaupt Gedanken über das eigene Outfit zu machen, verschwand sie fast gänzlich aus der Herrenmode.
Erst in den späten Zweitausendern taucht sie wieder auf. Heute fristet sie ein Schattendasein. Doch immerhin, sie hat sich wieder aus der Versenkung erhoben und gerade bekennende Ästheten nehmen sich ihrer wieder sehr gerne an. Nicht zuletzt deshalb, weil sie durch ihre Seltenheit die Möglichkeit bietet, sich von der grauen Masse abzuheben. Nicht nur ist die offene Manschette als solche schon ein Alleinstellungsmerkmal, nein auch die Wahl der Manschettenknöpfe sind eine tolle Möglichkeit, etwas Persönlichkeit in das Outfit zu bringen. Auch entsteht so die Möglichkeit, sich durch die Wahl der passenden Materialien dem Anlass anzupassen.

Aber zunächst sollten wir die verschiedenen Arten der offenen Hemdmanschette differenzieren. Hier gibt es zwei Hauptarten. Die französische Manschette und die amerikanische Manschette.

Die französische Manschette

Die französische oder auch Umschlagmanschette ist ein langes mehrlagiges Stück Stoff am Ende des Hemdsärmels, das vier Knopflöcher aufweist. In der Hälfte wird sie nach außen umgefaltet, wodurch jeweils zwei Knopflöcher übereinander liegen, die dann mittels eines Manschettenknopfes zusammengehalten werden. Sie ist die häufigste und auch edelste Manschette.


Die französische Manschette existiert in verschiedenen Spielarten. So gibt es neben der klassischen eckig geschnittenen Manschette auch eine mit angeschrägten und abgerundeten Ecken.

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Auch die Position der Knopflöcher kann variieren. Dies kann ggf. darüber entscheiden, wie oft bzw. wie konstant der Manschettenknopf unter dem Ärmel des Sakkos hervorlugt.

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Manschette mit vorgerücktem Knopfloch


Die amerikanische Manschette

Die amerikanische oder einfache Manschette ist im Grunde eine ganz normale Manschette, die jedoch anstelle eines angenähten Knopfes ein zweites Knopfloch aufweist. Es wird also auf das doppelt legen der Manschette verzichtet.
Sie wirkt etwas weniger förmlich als die Umschlagmanschette und ist daher seltener an einfachen weißen und öfter an farbigen und gemusterten Hemden zu finden.


Welcher Knopf zu welcher Manschette?

Grundsätzlich darf hier kombiniert werden, wie man möchte. Jedoch bietet sich die etwas weniger förmliche amerikanische Manschette auch für Manschettenknöpfe aus etwas weniger förmlichen Materialien. Ideal sind hier matte Metalle oder Knöpfe mit Stoffbesatz. Diese bieten im Allgemeinen auch etwas mehr Abwechslung durch verschiedene Texturen und Musterungen.

Links: Manschettenknöpfe mit gemustertem Seidenbesatz. Rechts: Dynamisch fließend geformte Metallknöpfe

Bei der französischen Manschette darf es etwas glatter bzw. förmlicher zugehen. Der Knopf darf glänzen und generell dürfen die Varianten etwas edler aussehen. Auch auffälliger Edelsteinbesatz bietet sich an.


Sonstige Manschettenknöpfe

Manschettenknöpfe dürfen auch etwas verspielter sein. So darf auch ein Motiv zu erkennen sein. Das kann vom Logo der bevorzugten Automarke bis hin zum eigenen Firmenlogo oder ähnlichem reichen. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

 

 

Die offene Manschette ist in jedem Fall eine Möglichkeit für den Mann, sich innerhalb der etwas eng gestalteten klassischen Herrenmode ein wenig zu individualisieren. Auch zeigt dieses kleine Accesoire, dass sich der Träger Gedanken über sein Outfit gemacht hat und Wert auf sein Äußeres legt, was für einen Gentleman eine unabdingbare Tugend sein sollte.

 

The Viennese Gentleman

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